Kubatur
Kubatur
2.200 mᶟ
Baubeginn
2009
Fertigstellung
2011
ArchitektIn / Achitektenteam
BIEHLER WEITH ASSOCIATED - Freie Architekten BDA
Bauingenieur
Baustatik Relling GmbH, Singen
FENSTER ZUM SEE
Der Bodensee liegt im Norden. An einem steilen, vom Ufer etwas zurückgesetzten Hang wurde ein neues Zuhause für eine junge Familie geplant. Das Grundstück ist von älteren Gebäuden im zurückhaltenden Landhausstil gerahmt. Zwischen ihnen streckt sich nun ein weit auskragender, dynamisch geschnittener Quader über einem quergelagerten Sockel in Richtung See. Wie zu den Zeiten der großen Freiheiten in den 1950er und 1960er Jahren, als sich hoffnungsfroher Zukunftsglaube noch ungetrübt in dynamischen und raumgreifenden Kompositionen ausdrücken durfte, feiert auch dieses Haus die landschaftlich privilegierte Lage, dient das Haus einerseits als Werkzeug, um sich den exponierten Ort anzueignen, den es andererseits selbst erschafft. Je länger man das Haus wirken lässt, desto deutlicher wird, wie selbstverständlich es dem Grundstück gerecht wird, wie es dessen Qualitäten weckt und erlebbar macht. Letztlich machen auch die beiden Gebäude rechts und links nichts anderes, nur dass sie sich der Mittel, der Konventionen und des Lebensgefühls einer anderen Zeit bedienen.
DYNAMISCH OFFEN
Ein Fußweg führt von unten zum Haus hinauf, aber eigentlich erschlossen wird es von Süden. Ein durch Betonscheiben gefasstes Tor markiert den Zugang, eine niedrige Mauer grenzt kaum merklich zur Straße ab. Die von unten spürbare Leichtigkeit, in die sich die kraftvolle Geste auflöst, scheint hier vorerst nur Kraft. Und es wird deutlich, warum dieses Haus der Dynamik der Form, der Auflösung einer orthogonalen Struktur bedarf. Durchblicke frontal und über Eck machen sichtbar, dass sich die Formen aus der inneren, auf das Außen bezogenen Logik erklären: So zeichnet sich die Treppe ab, die von oben über ein Podest mit einem Ausblick ins Freie in den Wohnraum führt, der kleine, nach Südwesten orientierte Hof ist direkt vom Wohnzimmer aus zugänglich.
IM DIALOG MIT DER LANDSCHAFT
Einmal im Haus, stellt sich kaum mehr die Frage, ob das Äußere sich vom Inneren herleitet oder umgekehrt, so stimmig sind Außen und Innen aufeinander bezogen. Über die Breite des quergelagerten Sockels öffnet sich das Haus zum See, ein Zwischenpodest auf dem Weg nach oben bietet eine kleine Nische. Zurückhaltende, aber fein gearbeitete Oberflächen – Zementestrich und Feingips an Wänden und Decke – werden ergänzt durch ein den Raum gliederndes Möbel aus Kastanienholz. Oben befindet sich das Zimmer der Tochter und im immerhin zwischen 7 und 8,40 Meter auskragenden Körper das Schlafzimmer des Bauherrenpaars, mit bester Aussicht auf den See und das gegenüberliegende Ufer.
In das untere Geschoss führt ein golden gestrichenes Treppenhaus – zu den Arbeitsräumen, die durch Sichtbetonwände als Arbeitsorte charakterisiert werden. Auch von hier sieht man auf den See. Und direkt auf eine makellos gearbeitete Spindeltreppe, ein Betonfertigteil, das wie ein verspieltes Ornament einen Kontrapunkt setzt, so als wolle es sagen, dass man sich weder von dicken Wänden noch von der dynamischen Gestik einschüchtern zu lassen braucht.
Das aufwändige Tragwerk wurde komplett in Sichtbetonbauweise ausgeführt. Die komplexe Stahlbetonkonstruktion erforderte eine dreidimensionale Gebäude-Modellberechnung. Klassisches Holztafelschalung, dreidimensional, Beton mit Weißzementzuschlag. Minergiestandard trotz außergewöhnlicher Ausrichtung und Geometrie