Kubatur
Kubatur
29585 mᶟ
Baubeginn
Juli 2010
Fertigstellung
Juli 2012
ArchitektIn / Achitektenteam
Pablo Horvath Pablo
Bauingenieur
Widmer Krause+ Partner AG, Chur/Banziger Partner AG, Chur
INTERPRETIERENDE ORIGINALSANIERUNG
Die Vorgabe des Kantons Graubünden war eine umfassende wärmetechnische Sanierung, d.h. die Transformation des Schulhauses aus den 60er Jahren in die Gegenwart, um künftig den Minergiestandard einzuhalten und in diesem Zuge auch allen heutigen Vorschriften und Normen Genüge zu tun. Als einzigartiges Beispiel präsentiert sich das ehemalige Lehrerseminar als gebauter Vertreter einer regionalen Nachkriegsmoderne in Graubünden.
Der von uns eingeschlagene Weg hält an den architektonischen und raumlichen Qualitaten der bestehenden Schulanlage fest. lm Sinne einer interpretierenden Originalsanierung werden diese jedoch auf zurückhaltende Weise geschärft. Ziel ist es, den kraftvollen architektonischen Ausdruck des Betonbaus in die heutige Zeit zu transportieren und dabei den statischen, bauphysikalischen und betrieblichen Anforderungen zu genügen. Wichtigster Ansatzpunkt war dabei, die Materialpräsenz des Bestandes wieder zu erreichen. Deshalb wurde einen Rückbau der ursprünglich an die lnnenschale angegossenen Betonelemente vorgenommen, die nach Anbringen der erforderlichen lsolationsschicht durch neue Fertigteile gleicher Stärke ersetzt wurden. Das um die lsolationsschicht vorgesetzte neue Betonkleid behält dabei den erhaltenswerten Charakter des Altbaus.
Um die Baustruktur mit den durch den Dämmungsabstand ausragenden Betonfertigteilen nicht über Gebühr zu belasten, wurde im Klassentrakt die Fassade selbsttragend an die bestehende Konstruktion angestellt. Diese Änderung war eine Folge des Prozesses der Transformation, da der neue Wandaufbau mit 20 em Dammung zwischen Wand und Betonfassade im Vergleich zu den vormals direkt an die Aussenwande betonierten Fassadenelemente gänzlich neue
Anforderungen an die Statik stellte. Das ausragende Obergeschoss im Spezialtrakt konnte, da es sich um ein Geschoss handelte, weiterhin mit angehängten Betonfertigteilen versehen werden.
Die original sanierte Fassade besteht aus vorfabrizierten aber vorgehängten Betonelementen. Übernommen wurden das bestehende Fugenbild der Fassadenplatten sowie das Schalungsbild. Die neue Betonfassade hält am architektonischen Ausdruck der variierenden Fassadentiefen des Altbaus fest. So bleiben beispielsweise auch weiterhin das zurückversetzte Sockelgeschoss oder die Akzentuierung der tragenden Stützen, die etwas aus der Wandfläche heraustreten, durch die Originalsanierung erhalten. Das formale Spiel zwischen gefügten und gegossenen Betonelementen verleiht dem Bau eine modellierte Tektonik, die der Gesamtanlage trotz ihres grossen volumetrischen Ausmasses eine grazile Leichtigkeit und Eleganz verleiht.
Die Entwicklung des respektvollen Umgangs basiert auf der Kenntnis des Baus, dessen Qualitaten zunächst bewertet werden mussen. Aus diesem Wissen entsteht eine Entwurfshaltung deren Stärke sowohl in gezielter Zurückhaltung liegt, aber auch in der Fähigkeit Neuerungen einzufügen. Die interpretierende Originalsanierung ermöglicht dadurch zwei widersprüchliche Anforderungen zusammenzuführen: Ausdruck und Charakter des Baus zu erhalten und mit den Ansprüchen der technischen Anforderungen zu vereinen.