ARCHITEKTUR
Die Villa Patumbah wurde 1883-1885 durch Chiodera & Tschudy für Carl Fürchtegott Grob erbaut. Die bauliche Gestaltung mit üppigen stilistischen Motiven widerspiegelt den materiellen Reichtum des Bauherrn und dessen Erinnerungen an seine ausgedehnten Reisen und Geschäftserfolge in Südostasien. Im Jahr 1929 wurde die Anlage durch Verkauf des seeabgewandten Teils in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt.
Das vorliegende Bebauungskonzept sieht vor, die räumliche Tiefe des historischen Parkes maximal zu erhalten und den Verlust an historischer Substanz inhaltlich aufzufangen. Entlang den Parkrändern werden zwei unregelmässig geschnittene Volumen platziert, welche sich durch grossflächige Einschnitte und zurückhaltende Farbgebung und Materialität in die Parklandschaft einbinden.
Das langgestreckte Gebäude wird vielseitig genutzt: Es ist ein Wohnhaus mit reihenhausartigen Wohntypen und im Übergang zum Hammamteil sind zusätzlich Arbeitsräume und ein Basar eingerichtet. Sieben der zehn Wohnungen verfügen über einen eigenen Hauseingang an der Strasse und entwickeln sich über drei bis vier Geschosse in die Höhe. Durch die Verschränkung der Wohneinheiten profitieren die Bewohner der mehrseitig belichteten Wohnräume von der besonderen Situation am Rande eines Parks. Als volumetrisch differenziertes Bauvolumen schliesst der mehrgeschossig organisierte Hammam die Bebauung gegen Süden ab. Der nur durch Mousharabiehs durchbrochene Kubus verweist auf orientalische Vorbilder. Introvertiert und schützend vor Einblicken verschliesst sich der Innen- dem Aussenraum. Die Innenräume werden gemäss dem Ablauf des Reinigungsrituals gegliedert. Aufwärm-, Warm-, Heiss und Ruheraum, sowie Massageräume und eine Dachterrasse mit Ausblick auf den Park.
TRAGWERKSKONZEPT UND BETON
Die Tragstruktur besteht aus schlaff bewehrten Betonwänden und Decken. Die Betonwände sind als tragende Wandscheiben ausgebildet und bilden zusammen mit den Geschossdecken ein monolithisches Gesamttragsystem zur Aufnahme der teils grossen Spannweiten und auskragenden Gebäudeteile. Die Aussenwände sind mit Innendämmung und sichtbarer Aussenseite erstellt. Die Ausführung der hohen Sichtbetonfassaden erforderte ein hohes Mass an die Präzision der Schaltechnik. Um den Bewehrungsgehalt in den Sichtbetonfassaden zu minimieren, wurde ein Beton mit niedriger Hydratationswärme (Modero 3B) gewählt. Die helle Farbgestaltung wurde mit einer mineralischen Lasur, welche über eine Schwammtechnik leicht strukturiert wird, erreicht.
Ein aus vorfabrizierten Betonelementen gestaltetes Mousharabieh, das die Fenster und Terrassenbrüstungen begleitet, verweist auf die ungewöhnliche Nutzung des Gebäudes und bindet den Bau in die von der geschmückten Architektur des Fin de Siècle geprägte Umgebung ein.
ENERGIE UND NACHHALTIGKEIT
Das Gebäude wurde nach ökologischen und baubiologischen Grundsätzen geplant und gebaut. Aufgrund der hohen Vorlauftemperatur, welche für den Hammambetrieb benötigt wird, entschied man sich für sämtliche Bereiche für eine Pellet-Heizung.