ARCHITEKTUR
Über einen Zeitraum von drei Jahren saniert die Baugenossenschaft SILU ihre Siedlung aus den 60er Jahren im zürcherischen Bachenbülach. Neben der energetischen Sanierung der 18 Häuser mit insgesamt 213 Wohnungen wird die Wohnqualität vor allem durch grosszügige Balkone aufgewertet. Die Gebäude sind neu in ein halbtransparentes, leicht glänzendes Kleid aus jadegrünen glasfaserverstärkten Fiberglas-Platten eingehüllt. Am augenfälligsten sind jedoch die neuen Balkone. Deren mäandrierende Tragstruktur aus hellem Sichtbeton windet sich einer Kletterpflanze gleich an den Gebäude-Kuben entlang in die Höhe und findet erst über dem Dach ein Ende – einseitig und senkrecht in die Luft kletternd. Und auch sonst sorgen sie für eine Auflockerung der statischen Baukörper. So sind die Stirnelemente jeweils unterschiedlich breit, wodurch die Balkone alle verschieden proportioniert und gleichzeitig auch geschossweise gegeneinander leicht verschoben sind. Dies führt zu einem spannenden Raumgebilde mit differenzierten Licht- und Schattenspielen. Komplettiert wird das Bild durch farbige Markisen und gelochte, gefaltete Aluminiumbänder als Balkonbrüstungen, die einen guten Kompromiss zwischen Sichtschutz, Transparenz und Architektur bilden. Es entsteht ein lebendiges Spiel, das der gesamten Siedlung ein leichtes, frisches Äusseres mit hohem Wiedererkennungswert verleiht, welches nur in Ortbeton möglich war.
TRAGKONZEPT
Die Balkonkonstruktion wird in vertikaler Richtung durch die mittlere Wandkonstruktion zwischen den beiden Nachbarbalkonen getragen. Die Balkonplatten sind dabei auf dieser Mittelabstützung aufgelagert und wirken beidseitig als Kragarme. Zur Optimierung der Tragstruktur wurden die Balkonplatten am Ende alternierend mit einer Wandscheibe biegesteif verbunden um dadurch eine Rahmenwirkung zu erhalten. Die Stabilität des Balkonturms erfolgt über vereinzelte in den Balkonplatten verlegt Anker, welche in die Tragkonstruktion des Gebäudes rückverankert sind.
BETON
Beton C30/37 / XC4(CH) / Dmax.:32/ CI O,20 / C3, Beton Oberfläche: Schalungsglatt, Farbpigmente: keine, Schalungsmuster: Typ 4.1.4
WÄRMETECHNISCHE SANIERUNG DER AUSSENHÜLLE
Hier wurden die hinterlüftete Fassade sowie die Dächer und Kellerdecken mit einer zwanzig Zentimeter dicken Dämmschicht eingepackt. Mit der Abtrennung der neuen Balkone vom Gebäude konnten Schwachstellen in der Hülle von vornherein ausgeschlossen werden. Nebst der dicken Dämmschicht wurden auch die bestehenden Balkonfenster und -türen sowie die Fenster in den Treppenhäusern durch Dreifachverglasungen ausgetauscht. Die restlichen Fenster beliess man jedoch, diese wurden erst vor zwölf Jahren im Zuge einer Bad- und Küchensanierung erneuert. Zusätzlich entschied man sich für die Installation einer Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung: 440 m2 Sonnenkollektoren auf den Gebäudedächern rund um die Tiefgarage sollen zukünftig für eine Ersparnis von rund 25'000 Litern Heizöl pro Jahr sorgen. Dies entspricht rund der Hälfte des Wärmebedarfs für die Brauchwassererzeugung.