Kubatur

1'850 mᶟ

Baubeginn

Juni 2008

Fertigstellung

März 2009

ArchitektIn / Achitektenteam

Baumann Architekten AG Zürich

Bauingenieur

Aerni + Aerni Ingenieure AG Zürich

Das Projekt liegt an einer stark befahrenen Ausfallachse von Zürich. Über die historisch gewachsene Lücke des Nachbargrundstückes quoll der Strassenlärm unmittelbar in den bestehenden Siedlungshof. Mit dem kontinuierlichen Zuwachs des Verkehrsaufkommens entstand das Bedürfnis der Bauherrschaft den Siedlungshof vom stark beeinträchtigenden Verkehrslärm nachhaltig zu entlasten und die Wohnqualität der hofseitigen Räume merkbar zu steigern. Aus diesen Vorgaben abgeleitet konzipierten wir eine hohe, Raum bildende Schutzwand mit ergänzender Wohnschicht sowie einen im Innenhof zentral platzierten neuen Baukörper mit einem Gemeinschaftslokal. Im Zusammenspiel wirken diese Eingriffe als Lärmriegel zu Gunsten der hoforientierten Wohnräume, durch den Anbau konnte zur Strasse hin die Lücke wirkungsvoll verkleinert werden.  Neben den baulichen, reagiert das Projekt auch mit betrieblichen Massnahmen auf die Lärmschutzvorgaben: Durch die Ergänzung der Wohnungen konnte die Hauptwohnseite gewechselt und zum beruhigten Hof hin orientiert werden.  Das neue Innenhofgebäude ist als "bespielbarer" Baukörper mit unterschiedlichen Innen- und Aussen-Nutzräumen gebaut, die vierseitig Ausrichtung des Baukörpers und die fortlaufende Fassadenabwicklung ist Ausdruck seiner zentrierten Lage.

 

Sichtbeton wird als das wesentliche Erscheinungs- und Gestaltungsmaterial eingesetzt. Beide Baukörper, "Anbau" und "Hofgebäude", werden durch aussentragende, raumgenerierende Betonscheiben geformt. In der Fügung ergeben die grossflächig gegliederten Scheiben skulpturale Bauvolumen, welche fragil zwischen Scheibe, Raum und Körper ausbalancieren. Es entstehen raumdurchlässige Baukörper, in welche innengedämmte "Nutzungsboxen" eingebaut sind und durch welche der Aussenraum hindurchfliesst. Die aussen tragende Betonkonstruktion ermöglicht die Verschmelzung von Raumkonzeption, Gebäudeerscheinung und Tragkonstruktion zu einer komplexen, architektonischen Einheit.

 

Die Betonschalung wurde als traditionelle, rohe Brettschalung mit unterschiedlichen Bretthöhen ausgeführt. Die unregelmässige Schichtenabfolge unterstützt die Solidität, die Schwere, die Massigkeit der Bauvolumen, die mit dem balancierten und raumbildenden Gesamtkonzept kontrastiert.  Der Beton ist mit kräftigen, gelben Farbpigmenten eingefärbt und verleiht dem Bau eine selbstbewusste Präsenz. Das Gelb des Betons tritt in Dialog mit dem nachbarlichen gelben Backsteingebäude der Gründerzeit sowie mit dem gelben Lägernkiesbelag des Hofes und schafft einen lebendigen Kontrast zum kräftigen Grün der Rasenflächen und des Baumbestandes.

 

Das Energiekonzept orientiert sich am realen Bedarf und ist auf die effektiven Nutzungsbedingungen abgestimmt: Das Hofgebäude wird nur temporär für Einzelanlässse genutzt, die Innenluft wird jeweils kurzfristig und bedarfspezifisch von einer Leerstandstemparatur auf die Nutzungstemparatur aufgewärmt. Die Konzentration des Innendämmperimeters unterstützt diese Nutzweise, da keine massigen Bauteile aufgeheizt werden müssen. Zudem entspricht der innengedämmte Ausbau der aussen tragenden Raumstruktur einer nachhaltigen und langfristig orientierten Auftrennung der Bauteile nach deren Lebenszyklen: Die gestaltgebende Betonstruktur zielt auf den langfristigen Erhalt seiner Erscheinungsform. Der Ausbau dagegen ist flexibel anpassungsfähig und kann den zeitgemässen Anforderungen entsprechend zyklisch saniert, umgebaut oder ersetzt werden, ohne dass dabei das Wesen der Gesamterscheinung tangiert wird.

ERGÄNZUNG EINER GENOSSENSCHAFTLICHEN WOHNSIEDLUNG, ZÜRICH